Großes Konzert nach nur vier Proben

Ein Artikel aus dem Erdinger Anzeiger vom 2. Dezember 2014

Das 13. Adventskonzert im Rahmen der 35. Aktion „Soldaten helfen“ in der Stadtpfarrkirche bot am Donnerstag großartige Musik. Und auch zwei neue Perspektiven, die sich in einer doppelten Premiere zeigten.
Erstmals saßen Stadtkapelle und Blasorchester der Musikschule auf der Bühne und gestalteten ein Konzert gemeinsam. Eine Premiere, wie Stadtkapellenchef Walter Dorn feststellt und Bernd Scheumeier von der Kreismusikschule mit den Worten „ich denke, das wird nicht das letzte sein“ kommentierte. Und zweitens ist diese Neuerung eine Antwort auf die beginnende Auflösung des Bundeswehr-Standorts: Ein Luftwaffen-Musikkorps war nach den Worten des Standortältesten Oberst Markus Alder nicht mehr zu bekommen.
Die Entscheidung war sehr kurzfristig gefallen. Die Folge: Das Blasorchester der Kreismusikschule hatte nur vier Proben, um ein Programm auf die Beine zu stellen. Dirigent Kurt Müller leistete mit seinen Musikern gerade zu Übermenschliches um abwechslungsreich und zum Anlass passend aufspielen zu können. Einem starken Einstig mit „Trumpet Voluntary“ von Jeremiah Clarke folgten zwei klassische Komponisten: Bach und Mozart, wobei die „kleine Nachmusik“ von letzterem in der Fassung von David Deitemeyer mit dem starken Einsatz von großem Blech und Percussion wohl eher was zum Aufwachen war.
Bei einem Ausschnitt aus „Herr der Ringe“ kamen auch die Holzbläser mehr zum Zug. Sie waren akustisch etwas schwach repräsentiert, was möglicherweise auch an der Raumakustik lag. Big-Band-Sound kam mit dem Klassiker „Pomp and Circumstances“ auf. Die Umbaupause konnte angenehm kurz gehalten werden.
Unter Stabführung von Martin Hirsch liefen die Musiker zu großer Form auf, nutzen die Chance, sich auch mal in diesem Rahmen zu präsentieren, konsequent. Das Programm lebte von Kontrasten: „Adventure“ von Markus Götz war mit Sicherheit einer der künstlerischen Höhepunkte des Abends, gefolgt von „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach, ein Satz, in dem das Klarinettenregister Gewaltiges leistete.
Und dann wurde es eben doch besinnlich, genau wie Dekan Reinhold Föckersperger es in seiner kurzen Begrüßung angedeutet hatte: „Die Winterrose“ von Kurt Gäble, ein Medley aus acht klassischen Weihnachtsliedern, wurde von Sprecher Baumgärtel mit passenden Texten unterbrochen. „Sind wir heute besser vorbereitet als die Hirten damals?“. Und an anderer Stelle: „Es ist schwer, sich diesem Rummel zu entziehen“.
Und wieder sorgte Hirsch mit seiner Umsetzung des Stoffes für ein Kontrastprogramm: Flöten und großes Blech, Trompeten und Klarinetten, spielten sich die Bälle zu, antworteten, nutzen den langen Nachhall des großen Gotteshauses, das erfreulich voll war, und kamen ohne eine Zugabe „Sleigh Ride“ nicht von der Bühne.
Markus Alder aber bleib es vorbehalten an den Zweck des Abends zu erinnern: „Am Ausgang werden freundliche uniformierte Damen und Herren stehen. Dann schauen in die linke Jackentasche und wenn da nichts ist, schauen in die rechte …“ Soldaten pflegen sich klar auszudrücken: er wedelte mit einem kleinen Geldschein, um auch Begriffsstutzigen klarzumachen, was er gern in den Spendenkörbchen sehen möchte.
Die Aktion „Soldaten helfen“ geht nach diesem Benefizkonzert weiter. An den beiden verbliebenen Adventswochenenden wird am Grünen Markt auch wieder Erbsensuppe und Glühwein ausgeschenkt, und zwar von 10:30 bis 13:30 Uhr.

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