Ein Artikel aus dem Erdinger Anzeiger vom 29. April 2024:
Die Stadtkapelle beschert dem Publikum mit ihren zwei Orchestern einen besonderen Abend.
Volltönend, rhythmisch markant und schwungvoll: Das Konzert der Stadtkapelle Erding begeisterte am Samstagabend das Publikum in der sehr gut besuchten Stadthalle, das die Darbietungen mit Begeisterungsrufen und am Ende mit Standing Ovations begleitete.
Diese galten nicht zuletzt dem Dirigenten Martin Hirsch, der die Stadtkapelle seit mittlerweile seit 20 Jahren leitet. Ihm wurde für seine ausgezeichnete Arbeit gedankt und ein Präsent überreicht. Der musikalische Leiter teilte sich das Lob mit seiner Frau, der Klarinettistin Claudia Hirsch, nahm sie in den Arm und dankte ihr für die umfassende Unterstützung.
Beeindruckend war die Nachwuchsarbeit, die gleich zu Beginn mit dem Auftritt des Jugendorchesters zu hören war. Die rund 30 jungen Musiker führten die Gäste klangvoll in spanische Gefilde, verliehen „Song und Dance“ Gestalt und spielten mit „Superstition“ von Soulmusiker Stevie Wonder eine umjubelte Zugabe.
Zuvor hatte Vorsitzender Christoph Träger allen Mitwirkenden für ihr ehrenamtliches Engagement gedankt und den Klängen mit dem Zitat: „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“, das Wort überlassen. Diese eroberte temperamentvoll den Saal. Die Stadtkapelle mit rund 60 Mitgliedern sorgte für beste Unterhaltung und klangvolle Kommunikation. Mit schönen Texten, leisem Humor und persönlichen Worten führte Rebecca Holzner durchs Programm. Sie erhielt für ihre Moderation viel Beifall und einen Blumenstrauß. Und sie versprach „einen Gänsehautmoment“, als sie die „Alpina Saga“ von Thomas Doss ansagte. Gedanklich konnte man die Wanderschuhe schnüren, um sich gefahrlos mit dem Blasorchester auf eine wechselvolle Wanderschaft zu begeben – mitten hinein in die trügerische Pracht, die Abgründe und die mystische Seite der imposanten Bergwelt.
„Rhythm with a Smile“ von Derek Burgeois war ebenfalls dazu angetan, auf den Flüge in der Fantasie zu reisen. Ja und dann schienen auf einmal Pfeile treffsicher durch den Raum zu sirren. Robin Hood und sein Gefolge wurden filmmusikalisch zum Leben erweckt – „ein Abenteuer ohne Ende“, so Holzner, nahm damit seinen Anfang.
Spannend war das Arrangement von Philip Sparke über ein englisches Volkslied, das Heinrich VIII. zugeschrieben wird. Solistische Partien gehörten ebenso dazu wie die kunstvolle Verflechtung der einzelnen Stimmen und eine präzise Trommelbegleitung – ein Abstecher in eine längst versunkene höfische Welt. Der englische König soll es seiner Frau Katharina von Aragon gewidmet haben, von der er sich später scheiden ließ. Als Erste im Bunde hatte sie offensichtlich Glück. Denn der sechs Mal verheiratete Renaissancefürst ließ bekanntlich zwei seiner Gattinnen hinrichten, um sich ihrer zu entledigen.
Nach der Pause folgte das prächtig funkelnde „Festival Prelude“ von Alfred Reed. In die Suite „Caledonia“ von Oliver Waespi waren drei schottische Volkslieder eingearbeitet worden. Es sind die schönen Erinnerungen, die bleiben. Diese Hoffnung fasste Rossano Galante mit dem tröstlichen und optimistisch angelegten „Whispers from Beyond“ in Musik. Wie Rebecca Holzner erzählte, habe der Komponist dieses Stück einem verstorbenen Freund gewidmet. Vom Kampf zum Frieden: Dieser versöhnende Prozess zwischen den Menschen und den Drachen wurde in Steven Reinekes „Pilatus: Montain of Dragons“ dargestellt.
Der Schlussapplaus wollte gar nicht enden, und so gab’s als flotten Rausschmeißer einen holländischen Marsch, der die Besucherschar beschwingt in die Nacht entließ.