BBMV-Landesdirigent Frank Elbert über den Mittelstufenwettbewerb
Ein Artikel aus der Zeitschrift „Bayerische Blasmusik“ (BBMV) vom Juni 2013:
Die Sieger im Mittelstufenwettbewerb sind gekürt, und die Qualifikation für den nächsten Oberstufenwettbewerb läuft bereits wieder auf Hochtouren in den Wertungsspielen im ganzen Freistaat. Landesdirigent Frank Elbert stand der „Bayerischen Blasmusik“ unmittelbar nach dem Mittelstufenwettbewerb für ein kurzes Interview zur Verfügung.
Bayerische Blasmusik: Herr Elbert, sind Sie als Landesdirigent zufrieden mit „Ihrer“ Mittelstufe?
Frank Elbert: Ja natürlich. Ich freu mich sehr über das hohe Niveau. Ich freu mich auch darüber, dass sich die Teilnehmer jetzt so schön freuen, und zwar in einer richtig schönen Feierlaune, auch wenn sie beispielsweise „nur“ den zweiten Platz belegt haben. Mir hat es heute insgesamt großen Spaß gemacht zuzuhören. Auch wenn man achtmal dasselbe Stück hört, denn man hört es ja immer wieder auf unterschiedliche Weise und in einer anderen Interpretation. Ich denke, dass der Sieger durchaus gerecht gewonnen hat und eindeutig feststand.
Sie waren ja in den Verbandsentscheiden auch als Juror mit dabei. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Kapellen seit den Verbandsentscheiden?
Zunächst einmal: Beim Verbandsentscheid des NBMB war ich nicht beteiligt, von daher kann ich diese Entwicklung nicht beurteilen. Was die Kapellen aus dem ASM und dem MON angeht: Hier gab es tatsächlich Beratungsgespräche, beim MON noch etwas ausführlicher als beim ASM. Die Erdinger haben alles, was ich ihnen in Windach mit auf den Weg gegeben habe, zu 100 Prozent umgesetzt. Das ist schon erstaunlich. Das wünscht man sich natürlich als Juror, dass die Dinge, die man mit dem Dirigenten nach dem Wettbewerb bespricht, auch ernst genommen und umgesetzt werden. So müsste das immer sein, damit die Wettbewerbe und Wertungsspiele die Qualität der Kapellen noch besser und positiver beeinflussen können.
Sie sprechen die Entwicklung der Kapellen an: Wir haben heute die bayerische Mittelstufe gehört, die auf einem unglaublich hohen Niveau musiziert hat. Wohin führt Ihrer Ansicht nach der Weg der Mittelstufe noch? Wohin führt die Entwicklung?
Prinzipiell glaube ich, dass sich viele Kapellen klanglich und interpretatorisch noch verbessern können. Da ist sicher noch Luft nach oben. Gerade in der Mittelstufe, und im Bereich der Besetzung. Einige Orchester sind tatsächlich schon in der Lage, in der Oberstufe mitzuhalten, das hat man heute deutlich gehört. Trotzdem kann man nicht sagen, hier wäre heute unberechtigterweise eine Oberstufenkapelle am Start gewesen.
Im vorigen Jahr beim Oberstufenwettbewerb in Weilheim gab es eine große Diskussion um die Literaturauswahl, weil mit wenigen Ausnahmen die Oberstufenkapellen Selbstwahlstücke aus der Höchststufe oder Extraklasse vorgetragen haben. Wie war die Situation heute beim Mittelstufenwettbewerb?
Heute haben wir lauter echte Mittelstufenstücke gehört. Es ist doch immer die Frage: Welches Werk spielt man? Man tut sich ja nicht immer einen Gefallen, wenn man ein höher kategorisiertes Werk spielt. Denn: Auch dieses Werk muss gespielt werden, und zwar gut gespielt werden. Da sollte man lieber ein Mittelstufenstück spielen, und zwar sauber intoniert, musikalisch und artikulatorisch differenziert gespielt. Das wäre wichtiger, als wenn man ein Oberstufenwerk nimmt und das dann gerade so hinbringt. Und, ganz wichtig: Allein durch das Spielen eines Oberstufenwerks ist man noch keine Oberstufenkapelle. Das will ich auch ganz klar und deutlich sagen.
In diesem Jahr war erstmals eine Kapelle vom Blasmusikverband Vorspessart beim Mittelstufenwettbewerb dabei. Konnten Sie schon mit den Vertretern aus Kahl sprechen?
Ja, konnte ich. Die Enttäuschung über den letzten Platz hält sich in Grenzen. Für die Kahlser war der Auftritt hier beim Wettbewerb eine tolle Erfahrung, auch für die Jungmusiker. Sie wissen, wie sie sich verbessern müssen, und fahren erhobenen Hauptes nach Hause, weil auch der Punktabstand gar nicht so wahnsinnig groß war. Ich finde es gut, dass die Kahlser nicht enttäuscht nach Hause fahren. Im Vorspessart hat man jetzt gesehen, wie hoch das Niveau ist. Ich bin sehr erfreut darüber, dass sich auch die kleineren Verbände an den Wettbewerben beteiligen. So bekommen wir einen gesamtbayerischen Wettbewerb.
Für die Entwicklung des Wettbewerbs war die Auswahl des Wettbewerbsortes und der tolle Saal in Bad Windsheim ein richtungsweisender Schritt, oder?
Absolut. Der Saal, die Akustik, das war schon bombastisch. Auch die Bedingungen waren ausgezeichnet. Die Organisation war sehr gut, da kann man überhaupt nicht meckern. Umso ärgerlicher ist es, dass die besten bayerischen Mittelstufenkapellen vor so wenig Publikum spielen. Selbst die Orchester, die teilgenommen haben, sind teilweise relativ früh wieder abgereist. Es wäre natürlich wünschenswert, dass wenigstens die Teilnehmerkapellen bis zum Schluss bleiben. Gut, Erding musste zum Konzert nach Hause. Aber im Endeffekt: Es sind auch relativ wenig Musiker da, um sich zu informieren. Das ist ein bisschen traurig und schade.
Herr Elbert, was wünscht sich der Landesdirigent für die Zukunft?
Noch einmal: Es wäre in jedem fall wünschenswert, dass bei so einem Wettbewerb mehr Publikum anwesend wäre. Auch, dass von den verbänden mehr Leute da sind. Schon deshalb, um so einen Wettbewerb repräsentativer zu machen. Dazu bräuchten wir mehr Pressearbeit, vor allem in der Lokalpresse, nicht nur in der fachpresse. Oder im Radio. Man hört von so vielen Veranstaltungen im Radio, aber von den hochkarätigen Blasmusikveranstaltungen hört man nichts, oder nur sehr wenig. Und das fände ich eigentlich schon wichtig. Mit einer besseren Medienarbeit wäre ein solcher Wettbewerb einfach viel präsenter. Und genau das sollten wir vielleicht für die Zukunft anstrebe.
Interview: Martin Hommer