Ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 21. Mai 2013:
Rechtzeitig zum 25-jährigen Bestehen feiert die Erdinger Stadtkapelle einen großen Erfolg. Die Blasmusiker gelten nun als bestes Mittelstufenorchester Bayerns.
„Abwechslungsreich“ sei sie gewesen, sagt Walter Dorn im Rückblick auf die Geschichte der Erdinger Stadtkapelle. Vor allem die Anfangszeit sei „bewegt“ gewesen, es habe viele Höhen und Tiefen gegeben. Inzwischen sieht der erste Vorsitzende seine Bläser aber als eine starke Einheit, die nun auch Erfolge einheimst: Die Erdinger Blasmusiker haben sich in diesem Jahr in Bad Windsheim den Titel des besten Mittelstufenorchesters in Bayern geholt. Und es gibt noch einen Grund, sich zu freuen: Die Stadtkapelle feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Dazu veranstaltet sie am 8. und 9. Juni ein „Wochenende der Blasmusik“.
„Blasmusik in Erding gibt es schon ganz lang“, erklärt Dorn. Erste Nachweise von einer Kapelle stammen aus dem Jahr 1927. Mehrmals wurde die Stadtkapelle aufgelöst und neu gegründet – zum letzten Mal 1988. Der damalige zweite Bürgermeister Jakob Mittermeier wurde Vorsitzender. Häufige Dirigentenwechsel, eine Hinwendung zur Brass-Musik und einige Unstimmigkeiten prägten die ersten Jahre.
Als der Tenorhornist Dorn 1996 zum Vorsitzenden gewählt wurde, führte er wieder Holzbläser ein: „Erding braucht ein traditionelles oberbayerisches Blasorchester.“ Mittlerweile spielen bis zu fünfzig Musiker in der Stadtkapelle und 25 im Jugendorchester, das seit 2000 besteht. Es fungiert als eine Art Ausbildungsorchester für die Stadtkapelle. „Unser Ziel ist es, als großes Orchester Bestand zu haben und gut zu sein“, sagt Dorn. Die Stadtkapelle solle im Bewusstsein der Bevölkerung als „das Orchester für Erding“ verankert sein.
Ein langfristiges Ziel Dorns ist es, die Erdinger zu einem Oberstufenorchester zu machen. Diese Einstufung hängt von Niveau und Besetzung der Orchester ab. „Uns fehlen Fagott, Oboe und Bassklarinette, aber qualitativ sind wir sehr, sehr gut“, meint Dorn. Mit dem Profi Martin Hirsch, der seit 2004 Dirigent und seit 2005 Leiter des Jugendorchesters sei, habe sich die Kapelle wirklich weiterentwickelt.
„Erst mal mussten wir das Standardrepertoire aufmöbeln und gescheit spielen. Danach haben wir uns anspruchsvollere Werke erarbeitet“, sagt Hirsch. Mittlerweile stehen nicht nur Volksmusik, sondern auch eigens für Blaskapellen komponierte und klassische Werke auf dem Spielplan. Zwar hat der studierte Tubist seiner Laientruppe erst einmal viele Grundlagen vermitteln müssen, „aber man sieht, dass es ganz gut funktioniert. Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Auch das Nachwuchsproblem, das Anfang der 2000er Jahre akut war, ist heute verschwunden.
In das Stadtleben sind die Bläser gut eingebunden. Außer beim eigenen großen Frühjahrskonzert spielen sie auf Schützenfesten, an Feiertagen wie Fronleichnam, beim Maibaumaufstellen oder dem Volksfestauszug. Vor einer Woche haben sie die Erdinger Leistungsschau eröffnet. Nach dem Sieg beim Mittelstufenwettbewerb müsse man nach neuen Zielen suchen, so Hirsch. „Wir haben momentan eine kleine Phase der Ruhe.“ Im Herbst sind eine Festmatinee und ein Kirchenkonzert geplant; zuerst steht aber das Festwochenende an.
Am Samstag, 8. Juni, spielen die Kapellen aus Moosinning, Unterschleißheim und Massing von 11 bis 18 Uhr „Blasmusik am Schrannenplatz“, von 19 bis 23 Uhr geht es mit einem Open Air-Konzert mit den Straubinger Volksfestmusikanten weiter. Der Sonntag beginnt mit einem Frühschoppen mit der Rhöner Trachtenkapelle Riedenberg. Um 13 Uhr findet ein Sternenmarsch zum Schrannenplatz statt, wo die Kapellen aus Finsing, Isen, Freising und Massing gemeinsam einige Stücke spielen werden. Von 14 Uhr an findet am Sonntag ein Musikantenwettbewerb unter dem Motto „Bayerisch-Böhmisch“ statt – und dies alles auf dem Schrannenplatz. Bei schlechtem Wetter ziehen die Veranstaltungen in die Stadthalle um.
Bildunterschrift: Fester Bestandteil des städtischen Lebens: Die Blasmusiker spielen bei allen möglichen Anlässen für die Erdinger Bevölkerung, hier für den Veteranenverein bei dessen Feier zum 140jährigen Bestehen.
(Foto: Bauersachs)