Endlich angekommen

Ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 5. Dezember 2019:

Die Stadtkapelle ist glücklich: Über der neuen Mensa in Altenerding hat sie endlich ein Domizil. Fachleute haben geholfen, den 230 Quadratmeter großen Proberaum professionell auszustatten.
Dirigent Martin Hirsch gibt Anweisungen an die sieben Trompetenspieler. Er summt die Melodie des nächsten Stückes: „Ganz filigran soll es klingen.“ Die Musiker der Stadtkapelle Erding warten auf das Zeichen von Hirsch. Er atmet tief ein und schwenkt seinen Taktstock. Schluss mit Stille. Die Melodie erfüllt den neuen Proberaum der Stadtkapelle über der neu gebauten Mensa der Grund- und Mittelschule Altenerding mit Klängen von Tuba, Hörner, Trompeten, Klarinetten, Posaunen und Saxofone und mehr.

Die hölzerne Decke ragt fünfeinhalb Meter hoch nach oben. 36 Segel hängen herunter – alles für den guten Klang. Seit September nutzt die Stadtkapelle Erding ihren neuen Proberaum. Die Architektur des 230 Quadratmeter großen Raumes ist auf den Klang der Instrumente ausgerichtet. Raumakustikspezialisten der Firma Fox Holz aus Österreich haben den neuen Proberaum über der Mensa in Altenerding mit Erdinger Architekten konzipiert. Helles Holz bestimmt die Farbgebung des Raumes. „Wir Musiker fühlen uns durch den eigenen Proberaum sehr wertgeschätzt“, sagt Klarinettenspielerin Rebecca Holzner. Die Stadt Erding mache den Musikern der Stadtkapelle damit eine große Freude. „Endlich haben wir ein musikalisches Zuhause bekommen“, sagt auch der junge Musiker Moritz Birg. Nun könnten sich alle Musiker der Kapelle gegenseitig hören, ergänzt Antonia Träger, die seit 2000 in der Stadtkapelle Trompete spielt. Es sei ein ganz anderes Gefühl, in diesen neuen Proberaum zu kommen. „Die muffige Turnhalle am Fliegerhorst gehört zum Glück der Vergangenheit an“, sagt sie. Wenn die Flöten am anderen Ende des Raumes spielen, könne sie nun jeden Ton hören. Das wäre davor nicht möglich gewesen.

Martin Hirsch leitet das Orchester seit Mai 2004 . „Damals waren wir noch viel weniger Musiker“, erinnert er sich. Die Mitgliederzahl stieg an, somit wurden auch die genutzten Quartiere um zu proben immer kleiner. Richtig angekommen wäre die Stadtkapelle bis vor zwei Monaten nicht. Hier hätte das Blasorchester nun endlich ein dauerhaftes und vor allem hochprofessionelles Domizil, sagt Hirsch. „Endlich ist es akustisch transparent. Ich kann jedes einzelne Instrument hören.“ Vorher wäre das allein schon wegen des Teppichs nicht möglich gewesen. Über die architektonische Hilfe der Firma Fox Holz sei er besonders erfreut. Den Wunsch, die Spezialisten zu beauftragen hatte er im Vorfeld bei der Stadt geäußert. Durch die spezielle Ausrichtung auf Blasorchester wüsste die Firma genau was „Frequenz frisst und wie die Materialien reagieren“.

Der Proberaum gehört nach wie vor der Stadt, steht der Stadtkapelle aber uneingeschränkt zur Verfügung. Von dem Mensabetrieb im Erdgeschoss des Gebäudes bekommt das Orchester nichts mit. Die Proben der Jugend- und Stadtkapelle finden ausschließlich donnerstags statt. Allerdings stehen dem neuen Proberaum noch zwei weitere Einzelproberäume zur Verfügung. „Die Einzelproberäume nutzen wir hauptsächlich für die Nachwuchsförderung“, sagt Hirsch. Eine Handvoll selbständiger Musiklehrer unterrichtet jeden Nachmittag Saxofon, Trompete und Klarinette. Die Stadtkapelle kümmert sich auch um den Nachwuchs, damit sie auch weiterhin bei Wettbewerben des Musikbundes von Ober- und Niederbayern Top-Platzierungen erreichen kann – so wie in den vergangenen Jahren. Die Stadtspitze ist stolz auf die Kapelle, deswegen durfte sie sich 2014 bereits in das Goldene Buch der Stadt eintragen. Im selben Jahr wurde ihr auch der Kulturpreis des Landkreises verliehen.

Bildunterschrift: Da passt eine Menge Musik rein: Der Raum ist fünfeinhalb Meter hoch, die Segel unter der Decke optimieren den Klang.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.