Blasmusik als Breitensport

Ein Artikel aus dem Erdinger Anzeiger vom 12. September 2008:

„Ober- und Niederbayern ist fur Blasmusik Diaspora“, klagt Martin Hirsch, Dirigent der Stadtkapelle Erding. Mit seinem Ensemble will er eine Ausnahme sein. Heuer feiert das Orchester 20-jahriges Bestehen.

Erding – Bereits um das Jahr 1900 hatte es in der Herzogstadt Musiker gegeben, die sich zu einer Blasmusik-Gruppe zusammengeschlossen hatten. Von einer offiziellen Stadtkapelle ist in erhaltenen Dokumenten seit 1927 die Rede. Doch bereits ein Jahr später hieß es in einem Schreiben an die Liedertafel, dass „zehn Mitglieder der Stadtkapelle aus derselben ausgetreten sind und somit die Stadtkapelle erledigt ist“.
Die neuere Geschichte der Erdinger Blasmusik beginnt am 7. November 1988, als der damalige Stadtrat den Beschluss fasst, erneut eine Stadtkapelle zu gründen.
Seither ist das Ensemble stetig angewachsen. Heute zählt der Verein 59 aktive Mitglieder und ist nach den Ausführungen des Vorsitzenden Walter Dorn weit davon entfernt, eine verstaubte Gruppe zu sein, deren Repertoire sich mit traditioneller Marschmusik bereits erschöpft hat. Dorn: „Wir haben in den letzten Jahren eine Mitgliederstruktur aufgebaut, die hohe Qualität aufweist und die Generationen verbindet. Unser Repertoire umfasst die bayerisch-böhmische Blasmusik genauso wie konzertante Stücke und Pop-Songs.“
Ein wichtiges Steckenpferd des Vereins ist die Jugendarbeit. Dirigent Martin Hirsch hat ein Juniorensemble ins Leben gerufen und gibt gemeinsam mit zwei weiteren diplomierten Musiklehrern Einzelinstrumentalunterricht. „Das Juniorensemble ist eine Vorbereitung auf das große Orchester“, sagt Dorn, „Wir wollen den Mitgliedern fließende Prozesse bieten.“
Das Ziel des Dirigenten ist es, ein lebendiges Ensemble heranzuziehen, das auf Oberstufenniveau spielt. Ein solches suche man auf weiter FIur vergebens. „Ober- und Niederbayern ist fUr Blasmusik eine Diaspora“, klagt Hirsch. Ganz anders liege der Fall in Osterreich: „Dort ist Blasmusik Breitensport“, so Hirsch. Der Weg fUr ein Orchester, das dauerhaft auf gehobenem Niveau spielt, führe wie bei einem Sportverein unweigerlich über eine gute Jugendarbeit, sagt Hirsch.
Heute pflücke man bereits die Früchte der Ausbildungsarbeit, seitdem Hirsch 2004 die Leitung des Orchesters übernommen hat, betont Dorn. Seit Jahren nehme man erfolgreich an den Prüfungen für Leistungsabzeichen des Musikbundes Ober- und Niederbayerns teil. Heuer erzielte das erste Mal ein Vereinsmitglied das Goldabzeichen. Und ein jugendliches Blechblaserquintett der Stadtkapelle hat beim Bundesentscheid „Jugend musiziert“ einen dritten Platz belegt.

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